Die bin ich, ich bin die Wortdiebin

Das Rettende

Du sagst, du stehst am Abgrund, starrst

auf die Brücke aus morschem Holz

sie wird deine kurzen Beine nicht tragen

erzähl mir nichts.

Ein Getöse wird sich erheben

ein Geschrei in den Lüften

erzähl mir nichts.

In der Gefahr

Kommt das Rettende nicht.

Schau hinein

Wenn du am Abgrund stehst.

Ich knipse mein Gesichter-Buch aus

lösche die Dateien

falle ins Pixelkoma

unbeeindruckt

stelle ich meinen Bildschirm vor die Tür

oh wenn es wahr würde

Heute Nacht hat es geschneit

am Morgen liegt ein Vorhang aus gefrorenen Spitzen

unter den weiß gehäkelten Blüten;

die Linde steht fest und verwurzelt im nebelweißen Getöse

als ginge sie alles nichts an.

Himmelweiß und Eis und Zwirn

sticheln Schneewehen ans Fenster

rot und blau, vielleicht auch gelb

es kommt nicht so darauf an.

Jeder Stich gestochen scharf

direkt ins Herz oder sonstwohin

so vertreiben wir uns die Zeit.